Die Debatte rund um den barrierefreien Ausbau der Bushaltestellen im Stadtgebiet Papenburg ist nach Auffassung der UWG zwar durchaus berechtigt, kommt aber viele Jahre zu spät. Darauf, dass nämlich eben diese Haltestellen teilweise fehl am Platz und für die „potenziellen“ Fahrgäste oft auch gefährlich sein können, weist die UWG schon seit mindestens 2012 regelmäßig hin. Die Debatte zeigt aber auch wieder einmal mehr, welchen Stellenwert der öffentliche Personennahverkehr in Papenburg überhaupt hat.

Die Verwaltung, und in Teilen auch der Rat dieser Stadt, haben nämlich offensichtlich kein oder nur ein sehr geringes Interesse an einer Kenntnis des örtlichen Linienverkehrs und der Bedürfnisse der Bürger, diesen auch nutzen zu können.

Zwar teilt die UWG die Meinung, dass Haltestellen ausgebaut werden, an denen „nicht mal ein Bus“ hält, nicht vorbehaltlos, jedoch sind wir der Auffassung, dass an der „Ausbaupolitik“ einiges geändert werden muss. So werden beispielsweise alle Haltestellen nur für Busse mit 12 Metern Länge ausgebaut; im Linien- und Schülerverkehr verkehren aber häufig auch Busse mit 18 Metern Länge. Wer also hinten aussteigt, landet auch in Zukunft zwangsläufig im Kanal. Gleichzeitig baut man vorrangig Haltestellen an Linien aus, auf denen mit Stand heute quasi ausschließlich nicht barrierefreie Fahrzeuge verkehren, an-statt dort auszubauen, wo heute bereits barrierefreie Fahrzeuge eingesetzt werden.

Die Aussage von Ludger Husmann (SPD): „Was nützen uns die hübschesten Bushaltestellen, wenn dort niemand steht und einsteigen will?“ teilen wir als UWG jedoch nicht. Vielmehr ist der jeweilige Zustand der Haltestelle und das allgemeine Angebot im Busverkehr der eigentliche Grund dafür, warum an diesen Haltestellen keiner einsteigt. Wenn man die Logik von Herrn Husmann weiterdenkt, könnte man mit der gleichen Argumentation quasi den Stadtbusbetrieb aufgrund mangelnder Nachfrage gleich komplett einstellen.

Auch die Frage nach einer Bushaltestelle an der Meyer-Werft wird seitens der UWG schon seit Jahren gestellt. Eben diese Haltestelle ist grundsätzlicher Bestandteil unseres Stadtbuskonzeptes „Papenburg-BUS“, welches wir in 2012 erstmals vorgestellt haben und seitdem stets weiterentwickeln. Hierfür konn-ten wir in 2013 und 2014 auf den Wochenmärkten sowie auf dem Stadtfest über 1200 Unterschriften sammeln, die wir im Rahmen einer Bürgersprechstunde auch Bürgermeister Jan Peter Bechtluft vorgelegt hatten. Passiert ist seitdem annähernd nichts. Die Investitionen in den Öffentlichen Personennahverkehr (ausgenommen Schülerverkehr) seitens der Stadt sind im Jahr 2009 eingestellt worden.

Auch jetzt ist es wohl eher der gesetzliche Rahmen (Pflicht zum behindertengerechten Ausbau) als der politische Wille, der dafür sorgt, dass nun weitere Haltestellen ausgebaut werden. Die einzig nennenswerte „Verbesserung“ ist hier wohl der vollkommen überdimensionierte Busbahnhof am Papenburger Bahnhof. Bis zu 8 Busse könnten hier gleichzeitig abgefertigt werden, passiert ist dies nach unserem Kenntnisstand sowie der aktuell gültigen Fahrpläne bis heute jedoch noch nie. Höchstens im Schüler-verkehr halten hier mal 3 bis 4 Busse zur selben Zeit.

Fakt ist, dass in Sachen Angebot und Qualität im Papenburger Stadtbus fast ausschließlich Luft nach oben ist. Wer jetzt jedoch denkt, mit dem barrierefreien Ausbau der Haltestellen kommt die Wende und 25% der Wege werden mit dem Bus zurückgelegt, der täuscht sich. Genau wie für den Radverkehr benötigen wir für den Stadtbus, und im Idealfall gleich für das gesamte nördliche Emsland, ein Zielkonzept, das gemeinsam mit den ansässigen Verkehrsunternehmen erarbeitet wird. Sollte das nicht möglich sein, sollte die Stadt einen eigenen kommunalen Verkehrsbetrieb gründen und so ein attraktives und flächendeckendes Mobilitätsangebot auf die Beine stellen. Denn wem nützt eine Haltestelle an der Meyer-Werft, wenn dort nur ein Schulbus hält?